Eine Vergesellschaftung mit anderen Arten ist für Sewellias leider nicht ganz so einfach. Gerade Wildfänge sind anfangs leider oft überfordert mit anderen Fischen und den für sie suboptimalen Bedingungen. Nachzuchten zeigen sich zum Glück anpassungsfähiger, wenn man ein paar Dinge beachtet. Hat man sich erstmal in die Flossensauger verliebt, ist ein Artbecken (im Optimalfall Biotopgerecht gestaltet) immer das beste Mittel der Wahl, diese Tiere gut zu halten. Wohnen jedoch schon ein paar Sewellias im Gesellschaftsaquarium oder man möchte einfach kein zweites Becken aufstellen, so können folgende kleine Tipps helfen, die schönen Flossensauger trotzdem erfolgreich zu pflegen:
Letztlich muss jeder für sich selbst im Einzelfall entscheiden, ob und in wie fern er sein Aquarium zum Wohle aller Arten im Becken gestalten möchte. Ich habe jedoch bei den folgenden Tipps darauf geachtet, dass für ein übliches Gesellschaftsaquarium keine große Umgestaltung notwendig wird und alle Modifizierungen preiswert bleiben. Schließlich sollen sich auch jene an den Flossensaugern erfreuen können und auch den Fischen eine Freude bereiten können, die nicht unbegrenzt Platz und Geld zur Verfügung haben.
Eine gute Durchströmung bedeutet: das Wasser sollte zumindest gut bewegt werden. Optimal wäre es, wenn alle Pflanzen leicht in der Strömung wanken. Das hilft nicht nur den Sewellias, sonders sorgt für das ganze Aquarium für eine bessere Verteilung von Futter, Nährstoffen und Sauerstoff. Ebenso bietet die gute Durchströmung den Vorteil, dass durch die leichte Wasserbewegung in alle Ecken des Aquariums der Mulm zu dem Filtereinlass befördert wird und sich weniger dreckige Stellen im Aquarium bilden. Auch für die meisten Fische ist Strömung kein Problem sondern sogar günstig. Die meisten handelsüblichen Süßwasserfische kommen aus verschiedenen Flüssen und sind zumindest an eine leichte Strömung gewöhnt und angepasst. Ausnahmen bestätigen die Regel, wie zum Beispiel bei Kampffischen, die am liebsten gar keine Strömung haben wollen. Deshalb ist von einer Vergesellschaftung mit solchen Arten aus stehenden Gewässern generell abzuraten.
Neben einer guten Gesamtdurchströmung würde ich eine kleine Strömungspumpe empfehlen. Dabei handelt es sich um sogenannte Tauchpumpen, die direkt unter Wasser platziert werden können. Damit haben die Flossensauger zumindest einen Platz im Becken, wo sie sich zurückziehen und ihrem natürlich Verhalten annähernd nachkommen können. Um keine anderen Fische zu gefährden, bieten sich Strömungspumpen mit einer Filterpatrone an wie sie z.B. JBL und EHEIM in ihrem Sortiment recht preiswert anbieten. Es gibt verschiedene Größen mit unterschiedlichen Leistungen von l/h im Angebot, so sollte für jede Aquariengröße etwas passendes dabei sein. Je nach Größe, Marke und Anbieter kann man mit einem Anschaffungspreis von € 15,- bis 70,- rechnen. Der Stromverbrauch dieser Pumpen ist eher gering und sollte nicht ins Gewicht fallen.
Die Strömungspumpe kann einfach in Bodennähe an die Scheibe geheftet werden und der Auslass sollte auf ein paar runde Steine gerichtet werden. Das bietet den Flossensaugern einen tollen Platz zum Sein und die Steine verhindern ein Aufwirbeln und Vertragen des Bodengrundes.
Alternativ werden auch immer wieder Strömungspumpen empfohlen, die ursprünglich für die Meerwasser-Aquaristik entwickelt wurden, sogenannte Wavemaker. Ich habe bereits mehrfach von guten Erfahrungen damit gehört, jedoch habe ich sie selbst noch nicht eingesetzt. Die eher grobmaschigen Käfige der Wavemaker erschienen mir für Flossenauger und andere kleinere Fische sowie Garnelen zu unsicher. Ein Sichern und Abdichten durch Filtermaterial würde mir vermutlich zu viel Leistung nehmen und meistens sind diese Pumpen auch noch etwas teurer. Somit stellt sich für mich die Frage des Preis-Leistungs-Verhältnisses, vor allem wenn ich an das Angebot der Tauchpumpen denke. Aus genannten Gründen kann ich diese deshalb nicht empfehlen, da ich selbst aber noch keine praktische Erfahrung mit Wavemakern habe, will ich sie auch nicht generell ablehnen.
Für Aquarien gilt die Faustregel, das gesamte Wasservolumen zumindest 3 mal pro Stunde durch einen bioaktiven (von Reinigungsbakterien besiedelten) Filter laufen zu lassen. Das bedeutet für ein Aquarium mit 60 Liter Wasser benötigt man einen Filter mit mindestens 180 l/h Leistung.
Da von den meisten Herstellern die Durchflussleistungen jedoch im leeren Zustand gemessen und angegeben werden, also wenn sich kein Filtermaterial im Filter befindet, kann man davon ausgehen, dass durch den erhöhten Widerstand für das Wasser durch Filtermaterial und Mulm in laufenden Filtern, die Leistung des Filters nicht mehr die angegebenen Werte erreicht. Deshalb würde ich persönlich immer empfehlen, den Filter etwas überdimensioniert anzusetzen und zumindest einen Filter mit einer fünffachen Durchflussleistung des Aquariumvolumens zu nutzen. Im oben genannten Beispiel mit einem 60 Liter Aquarium sollte der Filter dann eine Leistung von 300 l/h haben. (Voraussetzung natürlich auch hier, dass die Fische überhaupt Strömung im Becken vertragen.)
In den Kreisen der Aquascaping Szene gilt sogar die Meinung, dass die Literleistung pro Stunde sogar das zehnfache des Aquarienvolumens betragen sollte. Das freut aus oben genannten Gründen Fische sowie Pflanzen, denn dann ist das Wasser für die meisten Arten auf jeden Fall ausreichend gut gefiltert. Ein Wert, an dem man sich auf jeden Fall orientieren kann.
Bei Fischen, die besonderen Wert auf reines und klares Wasser legen, wie zum Beispiel alle Arten der Gattung Sewellia, darf es auch gerne mehr sein. Für sie wird üblicherweise sogar eine Filterleistung vom 15-20 fachen des Wasservolumens im Aquarium empfohlen. Ist das Aquarium nicht überbesetzt und wird nicht überfüttert, kann man jedoch im Gesellschaftsaquarium auch mit Sewellias diese empfohlene Umwälzung unterschreiten. Sollte man sich jedoch doch noch dazu entschließen, ein hübsches Bachlaufbecken für die Flossensauger einzurichten, darf man den Wert gerne im Hinterkopf behalten.
Es gibt so viele Hersteller und Bauarten von Filtern und so viele verschiedene Meinungen dazu, wie Fische im Wasser. Vor allem bin ich aber ein großer Anhänger von Außenfiltern, auch wenn manche meiner Becken durchaus auch HMF und andere Innenfilter nutzen. Ab einer gewissen Beckengröße zahlt es sich aber auf jeden Fall aus, einen großen Außenfilter zu nutzen, da man mit kleinen Innenfiltern kaum an eine ausreichende Leistung heran kommt, ohne sie im Becken stapeln zu müssen. Hat man erst einmal die Vorzüge der effizienten Filterung und leichten Reinigung kennen gelernt, möchte man sie nicht mehr missen.
Ausreichende Belüftung ist ein Thema, das gerne vergessen wird, jedoch für alle Lebewesen im Aquarium von besonderer Bedeutung ist. Fische, Wirbellose, Pflanzen und unsere Reinigungsbakterien benötigen Sauerstoff um ihren Stoffwechsel aufrecht zu erhalten. Ein Mangel an Sauerstoff kann schnell gefährlich werden: kein Stoffwechsel, kein Leben. Der Bedarf an Sauerstoff ist natürlich von Art zu Art unterschiedlich, je nachdem an welche Bedingungen sie sich in der Natur angepasst haben. Meistens ist es aber so, dass eher zu wenig Sauerstoff im Aquarium vorhanden ist, als zu viel.
Gerne genutzt wird daher ein Blubberstein, über den mit Hilfe einer Pumpe Luft in das Aquarium befördert wird oder ein Diffusor, bei dem über einen kleinen Schlauch Luft in den Auslass des Aquarienfilter transportiert wird. Alternativ wird generell auf eine ausreichende Bewegung der Wasseroberfläche geachtet. In all diesen Fällen wird Sauerstoff durch die Wasserbewegung an der Oberfläche ins Aquarium eingebracht. Da jedoch der Sauerstoffgehalt in unserer Atemluft eher gering ist und daher der Sauerstoffeintrag ins Wasser überschaubar bleibt, kann es hilfreich sein zusätzlich einen Oxydator zu nutzen.
Ein Oxydator erzeugt über die Zeit relativ gleichmäßig reinen Sauerstoff, welcher sofort im Aquarienwasser verfügbar ist. Dazu wird weder ein elektrisches Gerät benötigt, noch gibt der Oxydator störende Geräusche von sich. Auch die Anschaffungs- und Erhaltungskosten sind extrem niedrig und somit für jeden Aquarianer erschwinglich. Ein Oxydator, beispielsweise der Marke Söchtling, ist je nach Größe bereits ab € 10,- erhältlich. Die Flüssigkeit für den Oxydator, das Wasserstoffperoxyd muss regelmäßig nachgekauft werden, ist aber an sich recht ergiebig. Einen Liter der Lösung kann man bereits ab € 7,- kaufen. Hat man einmal auf den Kauf im Fachhandel vergessen, ist die Lösung meist auch in der regionalen Apotheke zu einem etwas höheren Preis erhältlich.
Neben dem positiven Effekt des zusätzlichen Sauerstoffs für die Atmung unserer Lebewesen im Wasser, bringt der Oxydator außerdem weitere Vorteile: Der Sauerstoff oxidiert schädliche Stoffe im Aquarium zu Nitrat und anderen unschädlichen Verbindungen und hilft damit, das Wasser frei von toxischen Stoffen zu halten. Falls man mit einer Algenplage im Aquarium zu kämpfen hat, kann auch hier der Oxydator gemeinsam mit weiteren Schritten ein Verbündeter sein.
Die Flossensauger der Gattung Sewellia sind an sich lebhafte Gesellen, für andere Fische und Garnelen jedoch absolut unbedenklich. Auch wenn sie untereinander und anderen Tieren gegenüber territoriales Verhalten zeigen können, was sich durch Anschwimmen und mögliches Vertreiben des Rivalen äußert, können sie bedingt durch ihr kleines, zahnloses Maul kaum eine Gefahr für andere Lebewesen im Aquarium darstellen. Umgekehrt ist es jedoch so, dass sich vor allem eher schüchterne Charaktere von Flossensaugern von Rivalen vertreiben lassen und dazu neigen, sich zu verstecken. Dies entspricht ihrem natürlichen Verhalten, was jedoch vor allem zur Fütterungszeit zu einem Problem werden kann.
Hat man ein gutes Bodenfutter gefunden, schmeckt dies meistens auch den anderen Fischen im Aquarium. Sewellias stürzen sich zwar recht schnell auf das Futter, machen aber immer wieder einmal Pausen um 2-3 Minuten später weiter zu fressen. Wenn andere Fische im Aquarium sehr gierige Fresser sind, kann diese kurze Pause bereits genügen, dass für den Flossensauger nichts mehr übrig bleibt und er auf Dauer nicht genügend Nahrung aufnehmen kann. Aber bereits ein zu großer Andrang am Futterplatz, wie es zum Beispiel von etlichen Bärblingsarten bekannt ist, kann manche Flossensauger abschrecken, so dass sie gar nicht erst zum Fressen heraus kommen.
Deshalb ist es empfehlenswert sie mit eher ruhigen und nicht zu aufdringlichen Fischen zusammen zu setzen. Alternativ kann auch eine gezielte Fütterung an Plätzen stattfinden, zu denen nur die Sewellias Zugang haben. Da sich eine solche getrennte Fütterung jedoch meistens als wenig erfolgreich oder nur mit großen Aufwand bewerkstelligen lässt, würde ich persönlich lieber noch einmal nachdenken, ob die Fische tatsächlich zusammen passen. Mit Garnelen vertragen sie sich hervorragend, insofern die gleichen Wasserwerte gewünscht sind.
Einer der größten Vorzüge an den Flossensaugern der Gattung Sewellia ist mit Sicherheit, dass sie sich am liebsten moderate Wassertemperaturen wünschen. Temperaturen von 18-24° sind optimal für diese Fische, somit ist auch der bei Menschen beliebte Raumtemperatur-Bereich absolut ausreichend und geradezu perfekt für die Haltung von Sewellia lineolata. Während für viele tropische Fische ein Heizstab benötigt wird, kann man hier getrost auf ihn verzichten und spart sich die meiste Zeit des Jahres einen gewaltigen Stromfresser.
Nur in den Sommermonaten, in denen es durchaus brütend heiß werden kann, muss man aufpassen. Kurzzeitig vertragen auch Sewellias etwas höhere Temperaturen, auf Dauer können sie allerdings kritisch werden. Durch höhere Temperaturen kann das Wasser weniger Sauerstoff aufnehmen und der Stoffwechsel der Fische beschleunigt sich, wodurch der Flossensauger mehr Nährstoffe verbrennt als er durch Nahrung zuführen könnte. Die Folgen sind unter Umständen Sauerstoffmangel und Abmagerung der Fische. Als Temperaturmaximum für die dauerhafte Haltung kann ich bisher aus eigener Erfahrung bis zu 26° Celsius angeben. Dies gilt jedoch für gesunde, wohlgenährte und bereits eingewöhnte Exemplare, nicht für frischgekaufte Tiere aus der Zoohandlung, die noch den Stress des Transportes und der vorübergehenden Hälterung in sich tragen.
Ich persönlich empfehle dennoch eine Höchsttemperatur von 24° Celsius im Aquarium. Diese kann jedoch recht gut gehalten werden wenn man einen schattigen Platz für das Aquarium aussucht (was meistens zu empfehlen ist) und während der heißesten Sommertage eines der folgende Dinge besitzt: Klimaanlage, Durchlaufkühler oder einen Ventilator.
Mit der Klimaanlage wird natürlich die ganze Raumluft gekühlt, so dass sich auch das Aquariumwasser gar nicht erst aufheizen kann. Da es sich auch hier um ein Gerät handelt, dass selten unter € 300,- gehandelt wird, lohnt sich eine Investition eher nur dann, wenn man auch selbst unter der starken Sommerhitze leidet. Ein Durchlaufkühler ist ebenso eine etwas größere Anschaffung, sorgt jedoch für eine effiziente Kühlung auf einen gewünschten Temperaturbereich, vor allem bei großen Becken. Auch hier muss meistens mit einem Einstiegspreis von ca. € 200,- gerechnet werden.
Am einfachsten und preiswertesten ist sicher die Kühlung durch Verdunstung mit einem Tischventilator über dem offenen Aquarium den man ab € 10,- im Baumarkt bekommt oder einer fertig gekauften Vorrichtung zum Kühlen, die ebenfalls kleine Ventilatoren nutzt. Diese werden von diversen Herstellern von Aquaristikzubehör angeboten und sind auch für einen eher kleinen Preis von € 20,- bis 60,- erhältlich. Gemeinsam mit einer Temperatursteuerung, die ab ca. € 30,- zu erwerben ist, kann man das Ganze dann auch noch automatisieren. Der einzige Nachteil ist, dass man in den Sommermonaten etwas öfter Wasser nachfüllen muss. Wenn man jedoch sowieso einmal die Woche einen Wasserwechsel einplant, fällt das Nachfüllen möglicherweise sowieso weg.
Auch wenn eine Kühlung über Verdunstung oft als ineffizient kritisiert wird, habe ich persönlich sehr gute Erfahrungen machen dürfen. Auch im Rekordsommer letzten Jahres konnte ich das Aquarium mittels einem über dem offenen Aquarium montierten Tischventilator kühl genug halten, ohne ständig mit Eisbeuteln, kalten Wasserflaschen oder dergleichen im Stundentakt hantieren zu müssen.
Auch wenn alle Punkte beachtet wurden, kann niemand garantieren, dass sich alle Aquarienbewohner inklusive der Sewellias wohl fühlen. Wasser ist doch ein etwas kompliziertes Medium, bei dem noch weitere Parameter und Werte beachtet werden müssen z.B. Ammonium, Nitrit, Nitrat, Phosphat aber auch Größe, Bodengrund, Bakterienbesiedelung, Mikrolebewesen und und und. Auch manche Fische vertragen sich besser oder schlechter miteinander, sogar innerhalb einer Art gibt es immer wieder Ausreißer. Deshalb bitte ich beim Kauf von Fischen in der heutigen Zeit, sich vorher zu informieren bzw. zumindest vor dem Gang zur Kasse nochmal Dr. Google zu befragen, ob hier wirklich alles zusammen passen kann, wie man es sich wünscht.
Ich habe das Projekt aus zeitlichen Gründen beendet. Die Nachfrage nach dem Zuchtbericht hat mich dazu veranlasst, den Bericht auf einer kostenlosen Seite weiterhin bereitzustellen. Leider ist es mir im Normalfall auf Grund von Zeitmangel nicht möglich, auf Anfragen zu reagieren. Ich bitte dafür um Verständnis.